Freiwillige Feuerwehr Freystadt

Vereinschronik

 

Vorweg möchte ich als Autor folgendes sagen: da so ziemlich jede Feuerwehr nunmehr sich den modernen Zeiten angepasst hat und sich eine eigene Homepage „bastelt“ sind die Geschichte und Geschichten der Feuerwehr, im bayerischen Dialekt „d´Feierwehr“, hinlänglich bekannt. Ich möchte hier aber trotzdem etwas erzählen und hoffe dem geneigten Leser trotzdem noch etwas Neues berichten zu können, vor allem da Freystadt nicht unbedingt jedem ein Begriff sein dürfte.

So möchte ich erstmal erklären, wo dieser illustre Verein überhaupt beheimatet ist, nämlich in dem schönen Städtchen Freystadt i. d. OPf. , dass aufgrund des massiven Zuzugs von „Zuagroasten“ in den letzten zehn Jahren seine Einwohnerschaft auf knapp 2500 Bürger erhöhte. Auf das Anhängsel „i. d. OPf.“ sind wir auch in gewissem Maße stolz, heißt es doch, dass wir noch auf der „richtigen“ Seite der Grenze wohnen, nämlich in der Oberpfalz. Was aber nicht heißt, dass wir etwas gegen die Mittelfranken hätten (zumindest nichts, das wirkt), wir haben ja mit der FFw Hilpoltstein sogar einen mittelfränkischen Patenverein. Dem außerhalb Bayerns wohnenden Leser sei hier noch erklärt, dass nicht jeder Bayer ein Bayer ist und dass wir in Bayern diese Kultur- und Dialektunterschiede aufs bissigste untereinander aufs Korn nehmen, so lange, bis ein nicht-bajuwarisches Opfer für unsere doch recht derben Bösartigkeiten gefunden ist.

So viel zur Lage unseres Städtchens, in dem jetzt rund 50 aktive Feuerwehrmänner und auch Frauen ab und an ihr Unwesen treiben und das seit dem Jahre des Herrn 1868, ein Jahr, in dem noch unser „Kini Ludwich“, also Ludwig II. regierte, der den meisten als Märchenkönig und Schlossherr von Schloss Neuschwanstein bekannt sein dürfte

Und in dieser Zeit fiel es einigen Leuten in einem Wirtshaus in Freystadt ein, dass auch ihre Stadt einen Verein gebrauchen könnte, der, außer Stammtische abzuhalten, auch mal einen sinnvollen Nutzen für die Gemeinde hätte. So wurde am 18. August 1868 der FREIWILLIGE FEUERWEHRVEREIN FREYSTADT gegründet, der sich 1874, nach einigem Streit aufgrund der eigenmächtigen Handlungsweise des Kommandanten in Hinsicht auf die Anschaffung einer neuen „Feuerlöschmaschine“, noch einmal neu wiedergründete, jetzt ohne den alten Kommandanten.

Die darauf folgenden  Jahre waren dann doch eher durch harmonische Feste und mehr oder weniger große Brände in der Stadt und deren näheren und weiteren Umgebung (das „Wildern“ in Franken war damals schon nicht unüblich!) geprägt. Aber auch der Brandschutz wurde durch permanente Neuanschaffungen ständig verbessert:

 1898:                          Schlauchmaterial wurde beschafft, um die Löschwasserversorgung, die immer ein wenig kritisch war, aus der Schwarzach, einem kleinem Flüsschen 250m von der Ortschaft entfernt, sicher zu stellen.

 November 1902:        Die sich heute im Feuerwehrmuseum Stuttgart befindliche Schubleiter mit 12m Steighöhe wird beschafft.

 ab 1905:                   Freystadt wird an die Wasserleitung angeschlossen und ermöglicht so die Wasserentnahme aus Hydranten.

Dies seien nur einige wenige Beispiele.

Ein weiteres Aufgabenspektrum der Feuerwehr trat mit Beginn des 20. Jahrhunderts auf, die Technische Hilfeleistung, abgek. THL. Damals waren noch nicht Autos das Problem, sondern die Angst vor einem Eisenbahnunglück, das in Freystadt, das damals noch über Thannhausen-Greißelbach ans Schienennetz angebunden war, durchaus möglich gewesen wäre. Für  diesen Fall der Fälle wurde eine Verbandstasche angeschafft, um Erste Hilfe an Verletzten vor Ort leisten zu können.

 Auch der Erste Weltkrieg, der von 1914 bis 1918 andauerte, ging an der Stadt und dem Verein nicht spurlos vorüber; mancher junge Mann und Feuerwehrler kehrte nicht von den Fronten in unzähligen Ländern zurück.

Die „Goldenen Zwanziger“ waren in Sachen Feuerwehrwesen in Freystadt eher Alltag, wobei zu erwähnen sei, dass sich gegen Ende der zwanziger Jahre die Brände in der Umgebung so häuften, dass 1931 schließlich eine Motorspritze angeschafft wurde.

 Ab 1933 begann auch die „Gleichschaltung“ der Feuerwehren in dem nunmehr von der NSDAP unter Hitler regierten Deutschen Reich. Die Kommandanten mussten jetzt von den „auf Linie gebrachten“ Feuerwehrschulen ausgebildet sein, der Feuerwehrverein entfiel, was vor allem durch die Abschaffung der Vorstandschaft deutlich wurde. Als staatliches Organ klar erkenntlich war die Feuerwehr spätestens ab 1936, in dem sie als öffentliche Feuerwehr anerkannt wurde und das „Hoheitszeichen“ (vermutlich der Parteiadler mit Hakenkreuz, Anm. d. Verf.) tragen „durfte“.

 Oben genannter „Regierender“ hatte auch die fixe Idee eines „Lebensraumes im Osten“, für den er den mörderischsten Krieg entfachte den die Welt bis zu diesem Zeitpunkt erlebt und nicht einmal gewagt hatte, für möglich zu erachten. In diesem Krieg, der sich ab spätestens 1942 zu einer einzigen riesigen Verteidigungsschlacht um Deutschland entwickelte, wurden immer mehr junge Männer, die auch Dienst in der Feuerwehr leisteten, an die Fronten in Afrika, Russland und dem Atlantik geschickt. So kam es auch, wie später in der Industrie, dass die fehlenden männlichen Feuerwehrler durch ihre Frauen, Schwestern und Mütter in der Feuerwehr ersetzt wurden. Auch sie leisteten, wie aus Berichten hervorgeht, ganze Arbeit und „standen ihren Mann“.

 Der Krieg, der am 8. Mai 1945 zu Ende ging, hatte 56 Männern aus Freystadt das Leben gekostet.

 Die Anfangsjahre nach dem Zweiten Weltkrieg waren wie auch anderswo sehr hart, doch auch in dieser Zeit kannte der „Rote Hahn“ keine Gnade mit den Bürgern der Gemeinde Freystadt, so dass der Feuerwehrbetrieb schnellstens wieder aufgenommen wurde.

Die Jahre von 1945 bis heute sind schnell erzählt: In den Zeiten des Wirtschaftswunders wuchs auch Freystadt und somit die Notwendigkeit der Verbesserung des Brandschutzes. Zum hundertjährigen Jubiläum, das 1969 gefeiert wurde, weihte man ein neues Gerätehaus mit zwei Stellhallen und den dazugehörigen zwei Fahrzeugen, ein LF8 auf Opel Blitz und ein TSF auf Ford Transit, ein. Falls irgendein aufmerksamer Leser meint, dass er einen Schreibfehler entdeckt hat oder er jetzt behaupten kann, die Leute in Freystadt könnten nicht rechnen: 1868 war zwar das Jahr der Vereinsgründung, jedoch das zur Brandbekämpfung nötige Löschmaterial wurde erst 1869 an den Verein übergeben; und ab diesem Zeitpunkt werden in der Freystädter Feuerwehr die Jahre gezählt.

Ebenso veränderte sich im Laufe der Zeit das Einsatzspektrum: Die von Gottlieb Daimler und Carl Benz erfundenen „Benzinkutschen“ entwickelten sich im Laufe der Jahre zu Automobilen, die für jedermann erschwinglich wurden und die tückische Eigenart hatten, der Schwerkraft zu unterliegen und somit bei überhöhter Geschwindigkeit immer wieder mal aus der Kurve fliegen. Der zerbeulte Blechhaufen muss dann des Öfteren gewaltsam geöffnet werden, um an die mehr oder weniger schwer verletzten Insassen des Wagens heranzukommen. Die dafür erfundenen Scheren und Spreizer sind daher mittlerweile zum Hauptwerkzeug der Feuerwehren geworden. Heutzutage ist ein Brandeinsatz eher eine Seltenheit in der Einsatz-Jahresstatistik geworden.

Mittlerweile schreiben wir das Jahr 2007: Das oben erwähnte Feuerwehrhaus ist mittlerweile als solches nicht mehr erkennbar, die Stellhallen wurden anfangs der 90er umgebaut und dienen jetzt als Garage und Geschäfte für die darüber befindliche Wohnung. Die Feuerwehr sitzt seit 1987 in einem neuem Gerätehaus das 2005 um 2 Stellplätze erweitert wurde. Die Feuerwehrfahrzeuge von 1969 mussten längst Großfahrzeugen weichen. Momentaner Bestand sind fünf Großfahrzeuge, ein Mannschaftstransporter und zwei Anhänger.

 Und was machen wir, die Feuerwehrler, heutzutage? Ärgern uns über manche Zeitgenossen, die immer noch behaupten, Feuerwehr sollte doch mit „i“ geschrieben werden, helfen solche Leuten dann ab und an in der Not; üben hin und wieder mal das, wovon einige „Aktive“ dann am Stammtisch sagen, das habe man ja schon so oft gemacht, als sie noch zu den Übungen kamen; und wundern uns ab und an darüber, wie gern und wie viele doch als kleines Kind schrieen „Ich will Feuerwehrmann werden“ und wie wenige es dann sind, die dann als Erwachsene einen kleinen Beitrag für ihre Mitmenschen leisten wollen.

 Dem Leser, der bis hierher durchgehalten hat, möchte ich jetzt als Verfasser für sein Durchhaltevermögen danken.

 Abschließen will ich mit dem Leitsatz, der immer wieder auf den Fahnen der Feuerwehren zu lesen ist und dem sich viele Menschen verpflichtet fühlen, ihren Mitmenschen zu helfen:

 

 

Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr

 

Verfasser: Christof Klebl